«Ich sehe Kreuzlingen fast auf Augenhöhe mit Diepoldsau»

von Fabio Baranzini


Vor der neuen NLA-Saison der Frauen blicken wir mit Nationaltrainer Oliver Lang auf die neue Saison voraus. Wir sprechen darüber, wer Diepoldsau gefährden kann, warum die Modusänderung aus Oliver Langs Sicht keine gute Entwicklung ist und welche Ziele die Nati in diesem Jahr verfolgt.

Oli, die neue Meisterschaft der Frauen steht auf dem Programm. Du warst am Eulachturnier, wo die meisten NLA-Teams am Start waren, vor Ort. Was waren deine Eindrücke?
Wir hatten dort die coole Situation, dass mit Diepoldsau, Kreuzlingen und Elgg-Ettenhausen die drei Topteams gute Leistungen gezeigt haben. Alle drei haben sich unter den besten Vier klassiert, was natürlich sehr erfreulich ist. Entsprechend bin ich als Natitrainer zufrieden mit dem Vorbereitungsturnier.

Unabhängig von den Vorbereitungsturnieren – wer sind für dich die Favoritinnen auf den Meistertitel?
Aus meiner Sicht wird der Meistertitel in diesem Jahr auch wieder an Diepoldsau gehen. Allerdings glaube ich, dass sie stärker gefordert werden als letztes Jahr.

Wem traust du denn zu, Diepoldsau zu ärgern?
Vor allem Kreuzlingen. Die Ostschweizerinnen sind in dieser Saison wieder deutlich stärker als noch in der Hallensaison. Denn mit Sara Peterhans im Angriff und Rahel Hess, die praktisch auf allen Positionen eingesetzt werden kann, kommen zwei ganz wichtige Spielerinnen ins Team zurück. Deshalb sehe ich Kreuzlingen fast auf Augenhöhe mit Diepoldsau.

Wer spielt sonst noch um die Medaillen?
Neben Diepoldsau und Kreuzlingen würde ich Elgg-Ettenhausen ganz klar auf Position drei setzen. Mit der österreichischen Nationalspielerin Annika Huber haben sie sich in der Abwehr noch einmal verstärken können.

Du hast Jona nicht aufgeführt bei den Medaillenkandidatinnen, obwohl sie in den letzten Jahren fast immer um Titel und Medaillen gespielt haben – warum?
Jona hat mit Tina Baumann, Natalie Berchtold und Janine Brandenberger drei gewichtige Absenzen. Und weil auch der Einsatz von Celina Traxler fraglich ist, sehe ich Jona nicht als Medaillenkandidatinnen, sondern als Team, das um die Ränge vier bis sechs spielt.

Entsprechend gehst du von einem Dreikampf zwischen Jona, Schlieren und Neuendorf am Tabellenende aus?
Ja, das ist richtig. Die drei Teams werden den letzten Final4-Platz und auch den letzten Rang in der NLA, der entweder den direkten Abstieg oder die Barrageteilnahme bedeutet, unter sich ausmachen.

Wem traust du eine Überraschung zu?
Ich gehe ehrlich gesagt nicht davon aus, dass es allzu viele Überraschungen geben wird. Wenn es eine Überraschung gibt, dann vielleicht am ehesten Schlieren, das sich fürs Final4-Turnier qualifizieren könnte.

In dieser Saison wird die NLA der Frauen erstmals nur mit sechs Teams ausgetragen. Was meinst du dazu?
Das ist überhaupt keine gute Entwicklung. Was mich aber noch nachdenklicher stimmt, ist die Tatsache, dass sich fünf dieser sechs NLA-Teams an der Nationalliga Konferenz dafür ausgesprochen haben, weniger Meisterschaftspartien auszutragen als letztes Jahr. Das gefällt mir als Nationaltrainer überhaupt nicht, denn in der Meisterschaft holen sich meine Spielerinnen die Härte für die internationalen Turniere. So gesehen war dieser Entscheid kein guter Entscheid für den Schweizer Frauen Faustball.

Eure Saison in der Nationalmannschaft steht klar im Zeichen der WM in Argentinien, die im November stattfindet. Wie sieht eure Vorbereitung aus?
Wenn das Final4-Turnier Anfang September vorbei ist, haben die Spielerinnen eine Woche Ferien und dann beginnen wir mit den Trainings für die WM. Die Spielerinnen werden dann zwei Mal pro Woche individuell ohne Ball trainieren und zwei geführte Natitrainings absolvieren. Diese finden in Elgg statt. Mit diesen vier Einheiten pro Woche wollen wir uns optimal auf die WM vorbereiten. Den letzten Schliff holen wir uns dann in einem viertägigen Trainingslager in der Südtürkei kurz vor der WM.

Mit welchem Ziel reist ihr an die WM?
Eine Medaille ist unser Minimalziel. Selbstverständlich nehmen wir aber auch eine Finalteilnahme oder den Titel (lacht).

Ranglisten-Tipp für die Meisterschaft?

  1. Diepoldsau
  2. Kreuzlingen
  3. Elgg-Ettenhausen
  4. Jona
  5. Schlieren
  6. Neuendorf

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