J+S-Grundkurs: Der Grundstein für die Nachwuchsarbeit
von Fabio Baranzini / Swiss Faustball

Im J+S-Grundkurs Faustball werden jedes Jahr neue Leiterinnen und Leiter ausgebildet. Doch was genau läuft eigentlich in diesem Kurs und was lernen die Teilnehmenden? Wir waren zu Besuch.
Turnhalle Rietzelg in Egnach. Paolo Columpsi leitet das Aufwärmen. 14 Personen sind es, die seinen Anweisungen folgen. Mit einer Keule in der Hand werden Bändeli aufgesammelt, die am Boden liegen. «Schön tief in die Knie und dann aufstehen», ruft Columpsi. Schliesslich soll die Bewegung möglichst ähnlich sein wie bei einem sauberen Zuspiel. Zwei Mal klatscht Columpsi in die Hände. Das Zeichen für die Teilnehmenden, dass sie möglichst schnell zwei Wände der Halle berühren sollen. Weiter gehts mit dem Bändeli aufsammeln. Es folgt ein Pfiff – das Kommando, um eine Runde in der Halle zu laufen.
Abschlusslektion und Theorietest
Diese Aufwärmübung ist Bestandteil der Lehrübung von Paolo Columpsi. Gemeinsam mit den 14 weiteren Teilnehmenden besucht er den J+S Grundkurs Faustball, der einmal im Jahr in Kooperation mit dem Sportamt Thurgau stattfindet. Nach vier Tagen intensiver Ausbildung in den verschiedensten Bereichen von der Trainingslehre über Technik und Taktik bis hin zur Physis und der Psyche, steht zum Abschluss die Probelektion auf dem Programm. In Dreiergruppen mussten die Teilnehmenden eine 90-minütige Lektion für Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren zu einem vorgegebenen Thema vorbereiten.
«Bei der Abschlusslektion wollen wir sehen, wie die Teilnehmenden vor der Gruppe stehen. Wie treten sie auf? Wo positionieren sie sich in der Halle? Wie erklären sie die Übungen? Wie geben sie Feedback? Diese Leistung beurteilen wir zusätzlich zum Theorietest, den alle Teilnehmenden absolvieren müssen», erklärt Fabienne Eglauf Rüegg. Sie ist J+S-Expertin Faustball und leitet den J+S-Grundkurs gemeinsam mit Elmar Bonetti.

Auf alles vorbereitet
Nach 15 Minuten hat Paolo Columpsi seinen Part erledigt. Nach einer Feedbackrunde der Teilnehmeden übernimmt sein Kollege Valentin Eitzinger. Er instruiert einen Parcours mit fünf verschiedenen Übungen. Wiederum liegt der Fokus auf dem Zuspiel, dem roten Faden dieser Trainingseinheit. Zwei Teilnehmer wollen jedoch nicht mitmachen. Sie stören die Lektion mehrmals. Hören nicht zu. Werfen Bälle weg. Reden miteinander.
«Wir haben den beiden den Auftrag gegeben, die Lektion bewusst zu stören. So können wir sehen, wie die angehenden Faustball-Leiter darauf reagieren», erklärt Fabienne Eglauf Rüegg. «Schliesslich müssen die Teilnehmenden nach dem Kurs in der Lage sein, in ihrem Verein Nachwuchstrainings zu leiten. Das ist das Ziel dieses Grundkurses. Und da gehört es dazu, dass man mit solchen Störungen umgehen kann.»
Vom Nationalspieler bis zum Anfänger
Die Teilnehmenden des J+S-Grundkurses sind bunt gemischt. Nicht nur was Alter und Geschlecht angeht, sondern auch im Bezug auf die faustballerischen Fähigkeiten. Mit dabei sind aktuelle Nationalspieler wie Kenneth Schoch oder Rahel Hess, aber auch Anfänger wie Maurus Müggler. Der 41-Jährige spielt erst seit etwas mehr als einem Jahr Faustball. Wegen seinem Sohn. «Ich spiele in einer Plauschgruppe mit weiteren Vätern, deren Kinder ebenfalls Faustball spielen. Das macht echt Spass. Faustball ist ideal für mich, denn es ist ein Sport ohne Körperkontakt. Das ist in meinem Alter wichtig», sagt er lachend.
Für den J+S-Grundkurs hat sich Maurus Müggler angemeldet, weil er mithilft, die U10 der FG Rickenbach-Wilen zu betreuen. «Ich wollte lernen, wie ich den Kids altersgerecht Neues beibringen und sie unterstützen kann», beschreibt Müggler seine Motivation. Als Faustball-Neuling hat er aber noch viel mehr gelernt. Auch von den anderen Teilnehmden. «Ich musste sicher mehr nachfragen als andere, aber alle haben sich Zeit genommen und mir geholfen. Das hat echt Spass gemacht.»

Inspiration und Wissen fürs Training
Auch Rico Tusche ist mit einem klaren Ziel an den J+S-Grundkurs gekommen. Gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Franco Vignotto will er die Nachwuchsförderung im TV Rorbas ausbauen. «Nach der WM in der Schweiz haben wir im Rahmen des Projekts Faustball Kids Future begonnen, Faustball-Nachwuchs auszubilden», sagt Tusche, der selber seit fünf Jahren aktiv Faustball spielt. «Ich konnte im Grundkurs enorm viel lernen – vor allem was die Trainingsideen angeht. Da habe ich jetzt eine sehr gute Basis.»
In der Halle hat mittlerweile Anouk Hediger das Zepter übernommen. Die 19-jährige Spielerin des TV Kirchberg führt ebenfalls einen Zuspiel-Übungs-Parcours durch. Sie hat bereits den J+S-Grundkurs im Snowboard absolviert und möchte nun auch im Faustball als Leiterin aktiv werden. «Bislang bin ich einfach eingesprungen, wenn jemand ausgefallen war», erzählt sie. «Nach dem Grundkurs möchte ich regelmässig Trainings leiten. Dafür habe ich in dieser Woche sehr viel Inspiration und Wissen vermittelt bekommen, wie ich die Trainings für die Kids spielerisch gestalten kann», sagt Hediger.
Dasselbe Ziel verfolgt auch Josua Schlattinger. Mit seinem Team vom STV Dozwil ist der Bruder von Nati-Captain Raphael Schlattinger eben erst in die Nationalliga B aufgestiegen. Nun möchte er eine eigene Mannschaft betreuen und so mithelfen, den Nachwuchs im Verein besser auszubilden und zu stärken. «Der Grundkurs hat mir sehr viel Spass gemacht. Ich habe extrem viel gelernt und kann den Kurs nur weiterempfehlen – gerade auch für Junge, denn man ist selber sehr aktiv und es ist nicht zu theorielastig.»
Hinweis: Der nächste J+S-Grundkurs Faustball findet vom 10.10 – 15.10 in Neukirch-Egnach (TG) statt. Anmelden kann man sich via J+S-Coach des Vereins. Für weitere Informationen stehen Fabienne Eglauf (eglauf@swssfaustball.ch) und Elmar Bonetti (bonetti@swissfaustball.ch) zur Verfügung.