„Die Meisterschaft ist so ausgeglichen wie schon lange nicht mehr“

von Fabio Baranzini / Swiss Faustball

Kurz vor Meisterschaftsbeginn analysieren wir gemeinsam mit Nationaltrainer Anton Lässer die Ausgangslage bei den Frauen. Favoriten, Herausforderer und mögliche Überraschungsteams – so schätzt Anton Lässer die besten Frauenequipen der Schweiz ein.

Anton Lässer, Jona hat in den letzten fünf Jahren auf dem Feld fünf Titel gewonnen. Wird in diesem Jahr Titel Nummer sechs dazukommen?
Ganz so eindeutig ist das nicht. Bei Jona gab es jüngst etwas Unruhe im Team. Kommt hinzu, dass sie in dieser Saison sehr viel spielen werden. Sie waren jetzt bereits in Brasilien, werden am IFA World Tour Finale teilnehmen und werden neben der Meisterschaft auch diesen Sommer wieder internationale Events bestreiten. Zudem werden wohl einige Spielerinnen an der WM im Einsatz stehen. Das wird also eine kräftezehrende Saison.

Wer kann Jona denn am ehesten in Bedrängnis bringen?
Das wird wie in den letzten Jahren der STV Oberentfelden-Amsteg sein. Wenn sie richtig trainieren und im Vergleich zur letzten Saison nochmals einen Schritt machen, dann können sie Jona wirklich gefährlich werden. Ich schätze die Chancen zum jetzigen Zeitpunkt auf 50:50 ein.

Hinter den beiden Topteams könnte es in diesem Jahr eine ganz enge Sache geben. Nicht zuletzt deshalb, weil bei den routinierten Equipen aus Schlieren und Embrach wichtige Spielerinnen wegen Verletzungen fehlen. Bei Schlieren ist es Simone Eicher und bei Embrach Irène Rohner.
Das stimmt. Die Meisterschaft ist so ausgeglichen wie schon lange nicht mehr. Das wird eine sehr interessante Sache geben im Kampf um die Plätze am Final4-Turnier in Oberentfelden. Embrach wird ohne Irène sicher nicht mehr so weit vorne sein wie noch im letzten Jahr und auch bei Schlieren gibt es einen Umbruch. Das eröffnet natürlich den anderen Teams Chancen.

Wem traust du die Final4-Qualifikation zu?
Ich glaube, dass Diepoldsau, Neuendorf und auch Kreuzlingen Chancen haben, sich zu qualifizieren. Diepoldsau wird mit Tanja Bognar am Schlag sicher stärker sein als noch im letzten Sommer und Neuendorf war zuletzt schon nahe dran. Aber auch Kreuzlingen darf man auf keinen Fall unterschätzen. Sie haben im letzten Jahr schon positiv überrascht und haben jetzt sicher nochmals einen Schritt gemacht. Wenn sie im Kopf klar bleiben, können sie die Qualifikation schaffen. Trotzdem darf man die routinierten Teams aus Schlieren und Embrach auf keinen Fall abschreiben. Ich glaube jedoch, dass sie es diesmal sehr schwer haben werden.

Als Aufsteiger mischt neu Walzenhausen in der Nationalliga A mit – was traust du dem Team zu?
Walzenhausen wird es sehr schwer haben, den Ligaerhalt zu schaffen, da sie mindestens eine routinierte NLA-Equipe hinter sich lassen müssen.

Werfen wir noch einen Blick auf die Nationalmannschaft. Im Juli steht mit der WM in Linz das grosse Highlight an. Was ist euer Ziel?
Wir wollen ganz klar eine Medaille holen. Das wird aber keine einfache Aufgabe, denn hinter dem grossen Favoriten Deutschland hat auch Österreich grosse Fortschritte gemacht und die Brasilianerinnen sind ebenfalls stark. Wir werden uns aber auf keinen Fall verstecken.

Was braucht es, damit es für eine Medaille reicht?
Die Spielerinnen müssen sich bis zur WM richtig reinhängen und im Training Vollgas geben. Alle müssen daran glauben, dass es möglich ist, dieses Ziel zu erreichen.

Oliver Lang, der Trainer der Männer Nationalmannschaft, hat im letzten Jahr für die World Games mit Luca Flückiger einen Spieler nominiert, der zuvor nicht im erweiterten Kader war. Ist ein solches Szenario bei den Frauen auch denkbar?
Absolut. Wenn sich eine Spielerin mit starken Leistungen aufdrängt, dann kann sie sich einen WM-Startplatz sichern, auch wenn sie jetzt noch nicht im Kader ist.

Wie sehen die nächsten Schritte in der WM-Vorbereitung aus?
Als nächstes werden wir am Auffahrtsturnier in Frauenfeld mitspielen und uns dort mit einigen Männerteams messen. Danach wird das Kader von 15 auf 12 oder 13 Spielerinnen reduziert. In dieser Zusammenstellung werden wir dann bereits am Wochenende darauf in Bernegg ein Trainingsweekend durchführen und ein weiteres Turnier spielen.

Kommen wir zum Schluss noch zu deinem Ranglisten-Tipp. Im letzten Jahr lagst du bei vier von sieben Teams richtig. Mal schauen, wie du dich in diesem Jahr schlägst.
Diesmal fällt mir das Tippen sehr schwer. Die Meisterschaft ist wirklich extrem ausgeglichen... 

1. Jona
2. Oberentfelden-Amsteg
3. Diepoldsau
4. Neuendorf
5. Kreuzlingen
6. Embrach
7. Schlieren
8. Walzenhausen

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