«Für mich gibt es drei Teams, die vorne mitmischen»

von Fabio Baranzini


Am ersten Maiwochenende startet die neue Feldsaison der Männer. Wir blicken mit Natitrainer Fabio Kunz auf die neue Feldsaison voraus und sprechen über Titel- und Abstiegskandidaten, sowie mögliche Überraschungsteams.

Fabio, freust du dich auf die neue Feldsaison?
Fabio Kunz: Natürlich ist die Vorfreude gross, auch wenn ich in diesem Jahr in meiner Funktion als Natitrainer sicherlich etwas mehr arbeiten muss während den Meisterschaftsspielen als in anderen Jahren, wo ich primär als Faustballfan dabei war. Dennoch ist Faustball für mich in erster Linie eine Herzensangelegenheit und eine Leidenschaft, deshalb überwiegt natürlich die Freude.

Schaust du dir die Spiele als Natitrainer anders an als in früheren Jahren?
Ja klar. Ich bin näher dran an den Spielern, die im Kader sind und weiss, woran sie arbeiten müssen. Ich habe ihnen auch gewisse Vorgaben mitgegeben und will sehen, wie sie diese umsetzen. Daher werde ich die Spiele schon aus einem anderen Blickwinkel beobachten.

Wer sind deine Titelfavoriten in diesem Jahr?
Für mich gibt es drei Teams, die ganz vorne mitmischen werden. Dazu zähle ich Titelverteidiger Wigoltingen, der mit Ueli Rebsamen im Angriff sehr gefährlich sein wird. Dann finde ich, dass Diepoldsau eine sehr kompakte, technisch starke Mannschaft stellt und zwar auf allen Positionen. Das Angriffs-Duo ist stark und mit Malik Müller haben sie einen der stärksten Mittelmänner in der Schweiz. Und als drittes Team habe ich Widnau auf der Rechnung. Mit dem Comeback der drei ehemaligen Angreifer Juliano Fontoura, Cyrill Schreiber und Jan Meier gewinnen sie unheimlich an Qualität im Vergleich zum Vorjahr.

Wenn du dich für ein Team entscheiden musst – wer wird Schweizer Meister und warum?
Die Antwort fällt mir unglaublich schwer. Aber wenn ich mich entscheiden muss, würde ich auf Widnau setzen. Ich glaube ihre Power im Angriff ist noch ein bisschen stärker als die mannschaftliche Geschlossenheit von Diepoldsau.

In den letzten Jahren gehörten Oberentfelden, Neuendorf, Elgg-Ettenhausen und Affeltrangen immer auch zumindest zu den Final4-Anwärtern. Wo siehst du diese Teams?
Das sind unbestritten vier starke Teams, die alle auch am Final4 dabei sein können. Elgg-Ettenhausen und Oberentfelden machen sehr viel über den Teamgeist. Entsprechend ist ein Exploit möglich, wenn sie ins Rollen kommen. Aus diesem Quartett traue ich aber am ehesten Affeltrangen eine Überraschung zu. Sie haben schon gezeigt, wozu sie fähig sind und haben meiner Meinung nach ein grosses Spielerpotenzial mit jungen Spielern.

Wen siehst du im Abstiegskampf?
Auf dem Papier wird es auf ein Duell zwischen Rickenbach-Wilen und Aufsteiger Fricktal herauslaufen. Hier sehe ich leichte Vorteile bei Rickenbach-Wilen, da ich sie technisch etwas stärker einschätze. Für Fricktal wird es als Aufsteiger in der ersten NLA-Saison ein schwieriges Jahr. Sie sind der klassische Underdog, aber das ist natürlich auch eine Chance.

Lass uns noch ein wenig über die Nationalmannschaft sprechen. Wie sind deine ersten Monate als Natitrainer verlaufen?
Wir hatten eine sehr guten Kick-off Event mit insgesamt 20 Spielern. Es hat wirklich Spass gemacht mit den Jungs und auch mit meinem Staff, den ich optimal zusammenstellen konnte. Ich freue mich entsprechend sehr auf die bevorstehende Saison. Auf der anderen Seite war es natürlich auch etwas enttäuschend, dass von den 32 Spielern, die ich zum Kick-off eingeladen hatten, «nur» zwanzig gekommen sind. Das ist schade. Und ich habe auch bereits gemerkt, dass es in meiner neuen Funktion als A-Natitrainer sehr viel mehr Leute gibt, die mir reinreden wollen und die alles besser wissen als ich. Aber ich glaube, das gehört dazu und damit kann ich leben.

Was ist euer Ziel für die Saison?
Unser Motto für diese Saison ist ein Zitat von Tom Brady, dem besten Quarterback der Geschichte des American Football: «Wenn du nicht spielst, um zu gewinnen, dann spiele gar nicht.» Ich will, dass wir im Team diese Winnermentalität entwickeln, dass wir als Team alles geben, um zu gewinnen. Dafür müssen die Spieler auch bereit sein, ihren Stolz und ihr Ego hinten anzustellen zu Gunsten der Mannschaft. Wenn wir das hinkriegen und nach dem Spiel sagen können, dass wir alle unser Bestes gegeben haben, dann bin ich zufrieden. Ob das dann zum Sieg oder zum Titel reicht, ist eine andere Frage. Aber mehr als das können wir schlicht nicht beeinflussen.

Wie sehen die nächsten Wochen mit der Nati aus?
Vor dem Start der Feldsaison werde ich noch mit einigen Spielern Gespräche darüber führen, an welchen Punkten sie noch arbeiten müssen. Wir werden dann mit allen 20 Spielern das Auffahrtsturnier in Frauenfeld bestreiten und anschliessend das Kader auf 14 Personen reduzieren. Der zweite wichtige Termin ist an Pfingsten. Dann reisen wir nach Dennach, wo wir einerseits ein Länderspiel gegen Deutschland bestreiten und andererseits mit zwei Teams am Turnier in Dennach teilnehmen. Nach diesem Weekend werden wir die Selektion für die World Games bekanntgeben.

Die World Games sind sicher das Highlight der Saison. Wie beurteilst du die Ausgangslage?
Bei den letzten Grossevents hatten wir das Nachsehen gegen Deutschland, Österreich und Brasilien. Wir sind aber der Meinung, dass wir in diesem Jahr mithalten und diese Teams herausfordern können. Wir werden unsere Mannschaft so einstellen, dass wir ans Unmögliche glauben und frei aufspielen. Dann ist vieles möglich.

Dein Tipp für die Meisterschaft

1. Widnau
2. Diepoldsau
3. Wigoltingen
4. Affeltrangen
5. Oberentfelden
6. Elgg-Ettenhausen
7. Neuendorf
8. Rickenbach-Wilen
9. Fricktal

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