«Ich bin sehr gespannt auf Neuendorf»

von Fabio Baranzini / Swiss Faustball

Vor dem Start in die neue Meisterschaft der Frauen haben wir mit Nationaltrainer Anton Lässer die Ausgangslage analysiert. Was verändert der erstmalige Titel von Diepoldsau? Was bringt der neue Modus in der NLA? Und wer kann die Spitzenteams Jona und Diepoldsau ärgern?

Im Februar hat Diepoldsau den Bann gebrochen und als erstes Team seit Langem gegen die Seriensiegerinnen aus Jona in einem Final gewonnen. Ändert das etwas an der Ausgangslage für die Feldsaison?
Das ist schwierig zu sagen. Für Diepoldsau war es vor allem mental wichtig zu sehen, dass sie Jona auch in einem entscheidenden Spiel schlagen können. Das kann die Mannschaft sicher einen Schritt vorwärts bringen. Aber Jona bringt natürlich nach wie vor sehr viel Klasse mit.

Bleibt Jona für dich also der Favorit oder ist es ein offenes Rennen mit Diepoldsau?
Für mich ist die Ausgangslage offen. Bei diesen beiden Teams wird die Tagesform entscheiden. Zudem spielt sicher auch eine Rolle, wie schnell bei Jona die beiden Stammspielerinnen Janine Stoob und Tina Ferrat nach ihren Verletzungen zurückkehren werden. Ich rechne aber damit, dass dies im Sommer der Fall sein wird und sie für die entscheidenden Spiele wieder bereit sein werden.

Wird es an der Spitze beim Zweikampf zwischen Jona und Diepoldsau bleiben oder siehst du noch andere Teams, die ins Titelrennen eingreifen können?
Ich bin sehr gespannt auf Neuendorf. Sie haben im Angriff mit Andrea Gerber eine erfahrene Spielerin mit vielen Qualitäten verpflichten können. Ich kann mir daher sehr gut vorstellen, dass Neuendorf die neue Nummer drei wird und an einem guten Tag allenfalls auch Jona oder Diepoldsau gefährlich werden kann.

Im letzten Jahr hat Kreuzlingen mit dem dritten Rang überrascht. Was traust du dem jungen Team aus der Ostschweiz zu und wo siehst du Oberentfelden-Amsteg?
Kreuzlingen hatte im letzten Jahr einen tollen Lauf und hat enorm Gas gegeben. Ich bin gespannt, ob sie es in diesem Jahr nochmals schaffen, so weit vorne zu sein. Ich denke eher nicht. Ich sehe Kreuzlingen und Oberentfelden-Amsteg in der Spitzengruppe mitmischen, aber ich glaube nicht, dass es für diese beiden Teams nach ganz vorne reicht.

Die Nationalliga A hat in diesem Jahr einen neuen Modus. Nach der Hinrunde gibt es eine Unterteilung: Die Top 5 kämpfen um die vier Plätze am Final4 und die drei schwächsten Teams bestreiten die Auf-/Abstiegsrunde mit den besten drei NLB-Teams. Was hältst du davon?
Ich finde diesen neuen Modus sehr gut. Und das gleich aus mehreren Gründen. Einerseits haben Teams wie Schlieren und Embrach, die noch immer vorwiegend auf ältere und erfahrene Spielerinnen setzen müssen, die Möglichkeit, neue junge Spielerinnen integrieren zu können, ohne dass sie sofort Gefahr laufen, abzusteigen. Andererseits ist der Modus auch gut für die NLB-Teams. Das Leistungsgefälle zwischen diesen beiden Ligen ist sehr gross. Entsprechend schwierig war es bisher für die NLB-Teams, in einer Barrage den Aufstieg zu schaffen, weil sie zuvor in der Meisterschaft kaum gefordert wurden und dann plötzlich gegen ein NLA-Team antreten mussten. Jetzt haben sie mehrmals die Gelegenheit, sich mit Mannschaften aus der oberen Spielklasse zu messen. Ich erhoffe mir dadurch, dass die beiden Spielklassen künftig näher zusammenrücken, was das Niveau anbelangt.

Welche NLA-Teams siehst du im Abstiegskampf?
Ich schätze, dass Schlieren, Embrach und Elgg in die Abstiegsrunde gehen müssen, wobei ich glaube, dass es für die Aufsteigerinnen aus Elgg am schwierigsten werden wird. Ihnen kommt aber sicherlich der neue Modus entgegen, so dass es gut möglich ist, dass sie sich in der NLA halten können.

Werfen wir noch kurz einen Blick aufs Nationalteam der Frauen. Mit Celina Traxler und Natalie Berchtold nehmen zwei Leistungsträgerinnen eine Auszeit und stehen in diesem Jahr nicht zur Verfügung. Was ändert sich dadurch?
In erster Linie ist es eine Chance für die jungen Spielerinnen, wichtige Erfahrungen zu sammeln. Im Angriff werden Tanja Bognar und Sara Peterhans die Möglichkeit haben, sich zu entwickeln und sich für die WM zu empfehlen. Im Aufbau können sich junge Spielerinnen wie Noëmi Egolf aufdrängen. Ich glaube, dass wir unser Spiellevel trotz den Veränderungen nahezu halten können.

Was bedeutet das für die Zielsetzung an der EM in Tschechien?
Ich bin überzeugt, dass wir um den zweiten Platz mitspielen können. Auch mit diesem Team können wir Österreich ärgern. Dass es auch schon für Deutschland reicht, glaube ich dagegen nicht. Die EM dient uns in erster Linie als Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft 2020, aber natürlich wollen wir auch an der EM eine Medaille holen.

Kommen wir zum Abschluss noch zu deinem Resultat-Tipp für die Feldsaison 2019 der Frauen:

1. Diepoldsau
2. Jona
3. Neuendorf
4. Oberentfelden-Amsteg
5. Kreuzlingen
6. Schlieren
7. Embrach
8. Elgg

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