U21-EM: Bronze für die Schweiz nach verlorenem Halbfinal-Krimi

von Fredi Fäh / Swiss Faustball

Treffender hätte die Analyse nicht ausfallen können. "Wir sind ans uns selber gescheitert", erklärte Christian Zbinden nach dem Abschluss der Europameisterschaften in Münchwilen. Der Coach der Schweizer U21-Nationalmannschaft dachte dabei im Speziellen an jene Situationen im Halbfinalduell gegen Österreich, als seine Mannschaft im dritten und vierten Satz klar voraus lag, am Ende aber aufgrund von ungenügendem Abwehrvehalten und der fehlenden Durschlagskraft im Angriff ohne zählbaren Erfolg dastand.

Schwächen in der Abwehr

Die Schweiz hätte vom Potenzial her die Österreicher wie schon tags zuvor in der Vorrunde besiegen können. Doch im Gegensatz zum Vorrundenspiel zeigten die Eidgenossen im Halbfinal Nerven. Dabei hatte das Spiel für sie plangemäss begonnen. Den lange Zeit ausgeglichen verlaufenen ersten Satz entschieden sie mit 11:8 zu ihren Gunsten. Im zweiten Durchgang offenbarten sie dann teils eklatante Schwächen im Defensivverhalten. Sie hileten bis zum 4:5 resultatmässig noch einigermassen mit, gereiten danach aber mit 4:8 vorentscheidend ins Hintertreffen und verloren den Satz schliesslich mit 6:11.

Der dritte Durchgang lief zu Beginn ganz nach dem Geschmack der lautstarken Schweizer Fans auf der Tribüne der Sportanlage Waldegg in Münchwilen. Jan Meier punktete mit seinem druckvollen Spiel ein ums andere Mal und bescherte dem Schweizer Team einen kompfortablten 9:5-Vorsprung. Beim Stand von 10:7 bekamen die Schweizer Nachwuchsfaustballer drei Satzbälle zugesprochen. Keiner davon konnte verwertet werden, so dass es in die Verlängerung ging. In dieser war die Spannung und Dramatik kaum zu übertreffen. Die Schweiz wehrte beim Stand von 11:12 und 12:13 je einen Satzball ab, hatte aber schliesslich mit 13:15 das Nachsehen.

Der vierte Satz verlief ähnlich. Die Schweizer erspielten sich schnell einen klaren 5:1-Vorsprung. Bis zum Stand von 7:3 verwalteten sie den Vierpunkte-Vorsprung, ehe Österreichs Coach Klemens Kronsteiner ein Timeout anordnete. In der Folge erlitt das Spiel der Eidgenossen wiederum einen eklatanten Einbruch. Innert Kürze wurde aus dem 8:4-Vorsprung ein 9:9-Unentschieden. Die Schweizer vermochten danach die Führung nochmals an sich zu reissen (10:9), doch Österreich konterte und brachte den Satz mit 14:12 ins Trockene. Mit dem 3:1-Sieg nahm Österreich nicht nur erfolgreich Revanche für die am Vortag erlittene 0:3-Niederlage gegen die Schweiz, sondern sicherte sich auch die begehrte Final-Teilnahme.

Eine klare Sache gegen Tschechien

Für das Schweizer U21-Team wartete nach der Halbfinal-Enttäuschung die abschliessende Pflichtaufgabe im Kampf um Bronze gegen Tschechien. Nach einem konzentrierten ersten Satz und einem klaren 11:3 gerieten die Gastgeber im zweiten Durchgang in grosse Schwierigkeiten. Sie liefen Gefahr, gegen den bescheidenen EM-Neuling wie am Vortag im Vorrundenspiel den zweiten Satz zu verlieren. Das Schweizer Team lag nach einer inferioren Leistung zwischenzeitlich mit 2:7 im Rückstand, besann sich danach auf seine kämpferischen Tugenden und vermochte das Resultat noch zu drehen. Mit einem 11:9 im zweiten Satz legten das Team von Trainer Christian Zbinden den Grundstein zum klaren 3:0-Sieg. Der letzte Satz war dann noch reine Formsache und wurde mit 11:1 souverän gewonnen.

"Wir hätten das Potenzial gehabt, um hier Gold zu gewinnen", konstatierte Nationaltrainer Zbinden nach dem Turnier. Aber wer wie gegen Österreich in zwei Sätzen einen Vierpunkte-Vorsprung preis gibt, hat in einem EM-Finalspiel nichts zu suchen. Die Schweizer U21-Nationalmannschaft scheiterte letztlich an den eigenen Nerven. Wie im Vorjahr beendete sie die Europameisterschaften auf dem dritten Rang. Über die bronzene Auszeichnung konnte sich niemand so richtig freuen.

Deutschland sichert sich den 13. Titel

Umso grösser war die Freude beim Nationalteam aus Deutschland, das als Sieger des erstklassig organisierten EM-Turniers in Münchwilen hervorging. Das hochklassige Endspiel entschied der Titelverteidiger gegen Österreich mit 3:2 zu seinen Gunsten. Die aufopferungsvoll kämpfenden Österreicher machten im Final zweimal einen Rückstand wett, hatten aber im entscheidenden fünften Satz mit 4:11 das Nachsehen. Für die Deutschen war es der 13. Titelgewinn an einer U21-EM.

Faustball. Männer. Europameisterschaften U21 in Münchwilen TG:


Vorrunde.

Schweiz – Österreich 3:0 (13:11, 11:7, 11:9), Deutschland – Tschechien (3:0 (11:6, 11:5, 11:3), Schweiz – Tschechien 3:1 (11:7, 11:6, 13:15, 11:5), Österreich – Deutschland 2:3 (11:6, 15:14, 10.12, 10:12, 9:11), Österreich – Tschechien 3:0 (11:3, 11:5, 11:4), Deutschland – Schweiz 3:1 (10:12, 11:8, 11:9, 13:11).

Halbfinal.

Schweiz – Österreich 1:3 (11:9, 6:11, 11:13, 12:14)

Spiel um Platz 3:

Schweiz – Tschechien 3:0 (11:3, 11:9, 11:1)

Final:

Deutschland – Österreich 3:2 (11:8, 10:12, 11:5, 5:11, 11:4)

Schlussrangliste:

1. Deutschland (Titelverteidiger). 2. Österreich. 3. Schweiz. 4. Tschechien.

U21-EM in Münchwilen: Auf einen Blick

Ein sicherer Wert im Schweizer U21-Team: Malik Müller vom SVD Diepoldsau. Bild Fredi Fäh

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