«Wenn wir jetzt nichts unternehmen, wird Faustball in der Schweiz langfristig verschwinden»

von Fabio Baranzini / Swiss Faustball


An der Weltmeisterschaft in Winterthur hat sich der Faustballsport von seiner besten Seite präsentiert: Als attraktiver, packender Sport, der hervorragend inszeniert wurde und die Leute begeistert hat. Und trotzdem: Der Schweizer Faustball steht am Scheideweg.

Wir haben mit Max Meili, Leiter Marketing und Kommunikation von Swiss Faustball, über die aktuelle Situation im Schweizer Faustballsport gesprochen. Und vor allem natürlich darüber, welche Ansätze der Zentralvorstand von Swiss Faustball verfolgt, um den Negativtrend zu stoppen.

Es ist seit längerem bekannt, dass der Schweizer Faustballsport «kränkelt». Doch was heisst das konkret? Wie sieht die Situation aktuell aus?
Die Anzahl der Spieler und Spielerinnen sowie die Menge der Teams, die in der Schweiz aktiv sind, sind rückläufig. Und dieser Trend geht ungebremst weiter. Das hat inzwischen dramatische Ausmasse angenommen. Wir sprechen hier von Rückgängen in der Höhe von 50 Prozent – auch in Phasen, in denen die Schweiz international sehr erfolgreich war. Das macht das Ganze noch viel ungemütlicher.

Was heisst das für die Zukunft des Faustballsports in der Schweiz?
Wir stehen vor einem Wendepunkt. Wenn wir jetzt nichts unternehmen, wird Faustball in der Schweiz langfristig verschwinden. Der Zentralvorstand von Swiss Faustball hat deshalb eine Strategie definiert und muss nun daraus die richtigen Massnahmen ableiten. Damit haben wir bereits begonnen.

Was sind denn die ersten Erkenntnisse?
Bei der Erarbeitung der Strategie haben sich drei Schwerpunkte herauskristallisiert. Die Nachwuchsförderung, also die Zukunft des Faustballsports. Dann die Elite, die unsere Visitenkarte gegen aussen ist. Und der Bereich Öffentlichkeitsarbeit/Sponsoring. Diese drei Schwerpunkte hängen alle miteinander zusammen.

Inwiefern?
Das Sponsoring und die Öffentlichkeitsarbeit legen das Fundament für die Nachwuchsförderung und die Elite. Wenn im Nachwuchs eine Breite entsteht, wird einerseits die Basis des Schweizer Faustballsports gesichert und zugleich wird für Konkurrenz an der Spitze gesorgt. Nur wer die nötige Qualität mitbringt, wird sich über lange Zeit durchsetzen und in der Elite mitmischen können. Eine gute Nachwuchsförderung hat also eine positive Auswirkung auf die Elite. Eine starke und international erfolgreiche Elite wiederum ist eine wichtige Voraussetzung für die Wahrnehmung des Faustballsports in der Öffentlichkeit, was die Suche nach Sponsoren erleichtert und Türen bei Schulen und Behörden öffnen kann.


Welche Massnahmen hat Swiss Faustball denn bereits umgesetzt?

Wir haben eine Teilzeitstelle im einstelligen Prozentbereich geschaffen, die dem J+S-Expertenteam die administrativen Arbeiten abnehmen soll, damit sich die Expertinnen und Experten ihren eigentlichen Aufgaben widmen können. Zudem sollen die Botschafter des Faustballsports, die Bestandteil des Projekts «Faustball Kids Future» sind, konkrete Aufgaben erhalten, damit sie aktiv werden können. Ab dem nächsten Jahr erhält auch Oliver Lang, der Nationaltrainer des A-Kader der Männer eine Teilzeitstelle. Dies damit er die einzelnen Nationalteams (U18, U21 und A-Kader) besser aufeinander abstimmen und den Kontakt zu den Stützpunkten, den Nachwuchscentern und den Trainern der Elitevereine intensiver pflegen kann.

Das ist ein Anfang. Aber reicht das bereits?
Nein, das reicht bei weitem nicht, denn mit der Teilprofessionalisierung des Nationaltrainers der A-Männer erreichen wir zum Beispiel die Frauen nicht. Aber es ist immerhin ein Anfang.

Was braucht es denn noch?
Wir haben im Zentralvorstand von Swiss Faustball beschlossen, dass wir drei Projektgruppen bilden, die sich je einem der drei Schwerpunkt-Themen annehmen. Das Ziel besteht darin, dass diese drei Projektgruppen in ihrem Bereich griffige Massnahmen erarbeiten mit allem, was dazugehört. Also mit Verantwortlichkeiten, Terminen, anfallenden Kosten und einem Zeitplan. Bereits an der Nationalligakonferenz im Frühjahr wollen wir dann einen Umsetzungsplan vorstellen.

Stehen die drei Projektgruppen bereits?
Zum Teil. Die Projektgruppe im Bereich Nachwuchs steht und wird ihre Arbeit aufnehmen. Für die Bereiche Elite und Sponsoring/Öffentlichkeitsarbeit suchen wir dringend noch einen Leiter oder eine Leiterin, sowie weitere Projektmitglieder.

Wer kann sich da melden?
Für die Leitung ist ein wenig Erfahrung in Projektführung von Vorteil. Die weiteren Mitglieder sollten vor allem Kompetenz in den Bereichen mitbringen, in denen sie mitarbeiten möchten. Es geht in allen drei Gruppen darum, den ganzen bisherigen Betrieb kritisch zu durchleuchten und griffige Massnahmen zu finden. Kurz: Es sind engagierte Menschen in der Faustballgemeinschaft gesucht, die unseren attraktiven Sport weiterbringen können. Es besteht die einmalige Chance, in einer kritischen, aber auch spannenden Phase unseres Sports, Einfluss auf die Zukunft nehmen zu können.

Wer sich angesprochen fühlt oder Fragen hat, melde sich doch bitte bei meili@swissfaustball.ch.

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